Rückkehr in die Hölle

Falludscha: Die ersten Flüchtlinge kehren zurück, viele gehen sofort wieder

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Rechtzeitig zum großen Fest des Westens sollten die ersten Bewohner Falludschas in ihre von Rebellen, sprich Mudjis and Thugs, gesäuberte Stadt zurückkehren. Vieles spricht dafür, dass das Datum nicht zufällig gewählt war: Die immer skeptischere Homefront in den USA sollte mit guter Botschaft zu den Holidays etwas aufgewärmt werden. Tatsächlich sind, wie gestern gemeldet wurde, die ersten 500 (BBC) bzw. 200 (Guardian) Einwohner zurück gekehrt.

Viele Rückkehrer seien nicht geblieben und wieder umgekehrt – "horrified by the destruction they saw." Die Stadt stünde in Ruinen, in weiten Teilen Falludschas gebe es weder Wasser noch Strom. 70 Prozent der Stadt sind, den Angaben eines irakischen Arztes, Dr Saleh Hussein Isawi, vor Ort zufolge, zerstört, "irreparabel".

Während der dünne Rückkehrerstrom einerseits mit mangelnder Information erklärt wird – demnach wüssten viele der Flüchtlinge gar nicht, dass sie wieder zurückkehren dürften, weswegen für heute nach den Freitagspredigten mehr erwartet würden - , wird von anderer Seite auf plausiblere Gründe verwiesen, weshalb es viele Falludschis vorziehen, unter härtesten, winterlichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern ("not fit for human habitation" Dr Saleh Hussein Isawi) auszuharren: Die Stadt ist nach wie vor Schauplatz von Kämpfen und alles andere als sicher.

Selbst im sicheren Teil der Stadt, dort wo die ersten Rückkehrer mit einem genauen Identity-Check empfangen wurden, soll sporadisch Gefechtslärm zu hören gewesen sein. Wie gestern berichtet wurde, haben einige F-18 Jets Bomben auf die Stadt abgeworfen. Der Tod von drei US-Marines wurde gemeldet, angeblich sollen die Marines bei Kampfhandlungen in der "Anbar Provinz" gefallen sein. In den Überschriften der Meldungen dazu taucht allerdings meist der Name "Falludscha" auf. Wie ein erstaunlicher Lobgesang auf die militärischen Heldentaten der Widerstandskämpfer in Falludscha ("The greatest military victory in history"), erschienen im renommierten Magazin "Outlook India" (und in der Perspektive den Berichten von Jihadunspun sehr ähnlich), noch einmal aufzeigt, gibt es seit geraumer Zeit keine offiziellen Berichte mehr über amerikanische Verluste in Falludscha, weshalb man auf die Formel von "gelegentlichen Verlusten in der "Anbar Provinz" zurückgreife.