Der Castor kommt

Wendländer und ihre Freunde planen wieder massive Proteste gegen Atommülltransport

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Der Castor rollt wieder. Ende November soll ein neuer Atommülltransport aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague ins niedersächsische Wendland geliefert werden. Französische Atomkraftgegner haben ihren hiesigen Freunden die Planung der Behörden zugespielt.

Demnach soll der Zug mit der strahlenden Fracht übers kommende Wochenende beladen werden und am 24. November abfahren. Ankunft am wendländischen Verladesbahnhof wird dann Sonntag, der 27. November sein. Dort werden die Castoren wieder auf Tieflader gehieft, um die letzten Kilometer bis zum Zwischenlager in Gorleben auf der Straße zurückzulegen.

Die hiesigen Behörden reagieren wie in den Vorjahren mit einem massiven Polizeiaufgebot und umfangreichen Demonstrationsverboten auf die angekündigten Proteste. Erlaubt ist allerdings bisher die für den 26. November angekündigte Großdemonstration, zu der 185 Organisationen aufrufen, darunter die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die Bäuerlichen Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg, die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, das Kampagnennetzwerk Campact, der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Robin Wood, ContrAtom, die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad und der DGB Region Nord-Ost-Niedersachsen.

Aber die Großdemo, zur der auch Opfer der AKW-Katastrophe im japanischen Fukushima erwartet werden, werden mit Sicherheit nicht die einzigen Proteste gegen den Transport sein. Die Atommüllgegner planen zahlreiche weitere Aktionen und haben eine recht informative Webseite dazu eingerichtet. Auch die Castor-Schotterer, die im vergangenen Jahr mehrere Tausend Menschen mobilisieren konnten, haben ihr Kommen bereits angekündigt.

In Frankreich nennt man übrigens Anlagen wie La Hague etwas ehrlicher Plutoniumfabriken. Denn was dort mit den abgebrannten Brennstäben geschieht, ist alles andere als ein harmloses Recyceln. Vielmehr ist ihr wesentlicher Zweck, das hochgiftige und je nach Isotop zum Teil sehr langlebige Plutonium aus dem Reaktormüll zu extrahieren. Ursprünglich wurden diese Anlagen geschaffen, um der „Grande Nation“ de Bau von Atombomben zu ermöglichen, doch schon bald hatte man mehr Plutonium gewonnen, als für die Force de Frappe benötigt wurde. Also verfiel man auf die Herstellung von sogenannten Mischoxid-Brennstäben, die neben dem üblichen Urandioxid auch Plutoniumdioxid enthalten.

Das führt unter anderem zur Vermehrung des Atommülls, denn in der sogenannten WAA wird durch die Verwendung diverser Hilfsmittel und Chemikalien aus einer Tonne abgebrannter Brennstäbe 20 Tonnen Atommüll. Noch schwerer wiegt allerdings, dass durch die Verwendung von MOX-Brennelementen Plutonium weitere Verbreitung verwendet und zum Beispiel bei Reaktorunfällen wie in Fukushima Daiichi freigesetzt werden kann. Dort wurden, wie berichtet, im havarierten Reaktor 3, MOX-Brennstäbe eingesetzt und können durchaus noch in die Umwelt gelangen, wenn Betreiber Tepco seinen Reaktorschrott nicht bald unter Kontrolle bekommt.