Tote bei Protesten gegen Apartheidsmauer

Susanne Schneider 29.02.2004 13:32 Themen: Militarismus Weltweit
26.02.04: Am dritten Tag der Proteste gegen den Bau der Mauer in der Region Biddu / Beit Surik nördlich von Jerusalem starben 4 Palästinenser infolge der Repressionsmaßnahmen der israelischen Armee.
Bei Protesten gegen die Apartheidsmauer wurden vier Palästinenser von der israelischen Armee getötet

26.02.04: Am dritten Tag der Proteste gegen den Bau der Mauer in der Region Biddu / Beit Surik nördlich von Jerusalem starben 4 Palästinenser infolge der Repressionsmaßnahmen der israelischen Armee. Seit dem frühen Morgen schoß die Armee mit scharfer Munition, plastikummantelten Stahlkugeln und großen Mengen Tränengas auf die unbewaffneten DemonstrantInnen in Biddu. Drei junge Palästinenser
wurden erschossen:

Zacharia Mahmoud Eid, 26 Jahre alt, Vater von drei Kindern
Mohamed Rayan, 26 Jahre alt, Vater von zwei Kindern
Mohamed Saleh Bedwan, 20 Jahre alt, der mit einer plastikummantelten Stahlkugel in den Kopf geschossen wurde.
Ein weiterer älterer Mann, Abu Nabil Abu Eid, starb an einem Herzinfarkt infolge des massiven Tränengaseinsatzes.

Augenzeugen der Internationalen Solidaritätsbewegung ISM berichten, dass Scharfschützen direkt in die Menge schossen. Eine Ambulanz wurde ebenfalls beschossen und mehr als 50 PalästinenserInnen wurden bis zum frühen Nachmittag z.T. schwer verletzt, darunter Kinder und alte Menschen. Zum Zeitpunkt des Berichtes waren die Schießereien noch im Gange. Berichten zufolge wurden mehrere palästinensische, israelische und internationale DemonstrantInnen verhaftet, einige davon wurden von Soldaten oder Polizisten in Zivil aus der Menge der DemonstrantInnen heraus gegriffen. Später besetzten Scharfschützen ein Haus in Biddu und sperrten die neunköpfige Familie in ein Zimmer, um vom Dach aus in das Dorf zu schießen.

Die DemonstrantInnen ? PalästinenserInnen, israelische FriedensaktivistInnen und Internationale UnterstützerInnen versuchen seit drei Tagen, die Bulldozer an der Zerstörung der Olivenhaine zu hindern. Auch an den ersten beiden Tagen war es zu Verhaftungen von palästinensischen, israelischen und internationalen AktivistInnen und zu Verletzungen gekommen. Über 100 Olivenbäume wurden in Biddu bisher trotz der Proteste entwurzelt. Wenn die Mauer fertiggestellt wird, werden die EinwohnerInnen von Biddu und den benachbarten Dörfern 90% ihres Landes verlieren.

7 ISM-Freiwillige sind noch in Biddu, um ihre Solidarität mit dem Kampf der DorfbewohnerInnen um ihr Agrarland zu zeigen und gegen den Einsatz exzessiver Gewalt bei der Auflösung der Demonstration zu protestieren.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Tarek Al Sheikh : +972 67 544 919
Neal (ISM Aktivist): +972 66 346 165
Max (ISM Aktivist): +972 53 471 226
ISM Medien Büro: +972 2277 4602


Dringender Aufruf: Protestiert gegen die Erschießung von Demonstranten! Das Israelische ?Verteidigungsministerium? versucht den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt bei der Niederschlagung der Proteste gegen den Mauerbau zu verleugnen. Bitte protestieren Sie gegen die unannehmbare Gewaltanwendung:

Ruth Bar, Assistentin des Israelischen Verteidigungsministers
Fax: +972.3.69.62.757

Deutsches Vertretungsbüro in Ramallah
Tel: +972.2.29.84.788
Fax: +972.2.29.84.786

Israelische Botschaft in Deutschland
Auguste-Viktoria-Strasse 74-76
14193 Berlin
Tel.: Botschaft: 030-8904 5500
Fax: Botschaft: 030-8904 5555
E-Mail:  botschaft@israel.de

Übersetzung eines Berichts des International Solidarity Movement (ISM)
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Mauer im Kopf

frosch 29.02.2004 - 15:33

Mitschuld der deutschen Regierung

Alfons Kilad 29.02.2004 - 16:54
Erst letzte Woche erklärten Fischer und Schröder, dass sie ein Urteil in Den Haag zur Mauer für nicht hilfreich hielten. Statt dessen sollte nach dem Kriegsplan von Fischer, den er in München auf der sog. "Sicherheitskonferenz" unterbreitet gehandelt werden. Dieser Plan Fischers sparte jede Kritik an Israel aus. Er drohte den palästinesischen Teil gut versteckt hinter Floskeln mit Unterdrückung durch die Mächtigen der Wirtschaft. Israel und die NATO hätten sich dann gewissermaßen die Unterdrückung geteilt. Schließlich stellen die Palästineser ein gutes Reservoir an billigen Arbeitskräften dar und sind allein schon durch die israelische Besetzungpolitik gut separiert und machtlos. Der Rest wäre "Terrorismus", der gegenwärtig schon beliebig auf jede Form von Widerstand (auch auf gewaltfreie Form) angewendet wird.
Ein Urteil nach Völkerrecht in Den Haag erschwert die Unterdrückung und Enteignung der palästinensischen Seite. Es besteht jedoch die Hoffnung auf Recht an stelle von jeglicher Gewalt. Dieses Recht ist auch notwendig, damit aus reiner Ohnmacht es keine Widerstandaktionen mehr geben muss. Das deutsche Kalkül nach dem Motto "wir machen das alles ohne Recht" zeugt von Aroganz und Menschenverachtung. Ja, sicher als billige Arbeitskräfte für die Industrie unterdrückt durch Israel und Deutschland / EU werden palästinensischen Menschen noch akzeptiert.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

Geht es noch? — Anarchoa

also — es ist

Mauer? — Maurer

eh mods — is ja egal